Aus botanischer Sicht ist Brasilien ein Reiseziel der absoluten Superlative. Über 45.000 verschiedene Pflanzen-, Algen- und Pilzarten wurden in Südamerikas größtem Land bisher bestimmt und machen Brasilien zum artenreichsten Land unseres Planeten. Etwa 10 % aller weltweit bekannten Pflanzen sind in Brasilien zu finden. Besonders beeindruckend ist, dass über die Hälfte der in Brasilien vorkommenden Blühpflanzen endemisch, sonst also nirgendwo auf der Erde, zu finden ist.
Das Amazonasbecken
Eine höchst beeindruckende Biodiversität findet man im Nordwesten Brasiliens im immergrünen tropischen Regenwaldgebiet des Amazonasbeckens. Über 2.500 verschiedene Baumarten sind in diesem einzigartigen Ökosystem beheimatet. Auf einer Regenwaldfläche von einem Hektar gedeihen über 200 verschiedene Baumarten. Im Vergleich dazu sind auf der gleichen Fläche in einem mitteleuropäischen Eichen-Buchenwald weniger als 20 unterschiedliche Baumarten zu finden. Die unglaubliche Artenvielfalt wird einem erst richtig bewusst, wenn man bei einer geführten Wanderung mehrere Minuten durch den Regenwald des Amazonasgebiets spaziert und dabei keine zwei Vertreter der gleichen Baumart entdeckt.
Die verschiedenen Gebiete im Amazonas
Das brasilianische Regenwaldgebiet am Amazonas lässt sich in drei verschiedene Gebiete unterteilen:
- das überschwemmungsfreie Gebiet der Terra Firme
- das temporär überschwemmte Várzea-Gebiet sowie
- das stetig überschwemmte Igapó-Gebiet
Der sogenannte Eté-Wald der Terra Firme bedeckt rund 98% der Fläche Amazoniens. Hier gedeihen Gummi- und Paranussbäume, die schwindelerregende Höhen von bis 60 Metern erreichen können, sowie tropische Edelhölzer, verschiedene Farnarten und Orchideen. Im Gebiet Várzea, das bei Hochwasser überschwemmt wird, finden sich Jupati- und Miriti- Palmen und weitere Orchideenarten. Die Açaí-Palme hingegen hat im permanent überschwemmten Igapó-Gebiet ihren Lebensraum. In den Urwäldern Amazoniens sind außerdem zahlreiche Medizinpflanzen zu finden. Am bekanntesten ist die Guaranápflanze, die wegen ihrer energiespendenden Wirkung oft auch als Koffein-Liane bezeichnet wird. Daneben soll Guaraná auch verjüngende und libidofördernde Eigenschaften haben. Prächtige Seerosen, deren Blüten eine Größe von bis zu 40 cm erreichen können, finden sich auf dem mächtigen Rio Amazonas und seinen zahlreichen Nebenflüssen. Das Küstengebiet Amazoniens ist von Mangrovenwäldern überzogen.
Noch höher als im Bereich des Amazonasgebiets ist die Biodiversität im Atlantischen Regenwald Mata Alântica im südlichen Teil des brasilianischen Bundesstaates Bahia. Man schätzt, dass über 20.000 verschiedene Pflanzenarten im Atlantischen Regenwald Brasiliens beheimatet sind. Dies sind 8.000 Pflanzenarten mehr, als in ganz Europa zu finden sind. Neben den zahlreichen Baumarten schmücken Baumfarne sowie verschiedenste Fuchsien-, Orchideen-, und Begonienarten den Atlantischen Regenwald.
Der faszinierende Pantanal
Das Pantanal, eines der größten Binnen-Feuchtgebiete der Welt, ist vor allem für seine reiche Tierwelt bekannt. Mit über 1.500 Pflanzenarten, die sich perfekt an den ständigen Wechsel von Trockenheit und Überschwemmung adaptiert haben, ist die Region aber auch aus botanischer Sicht durchaus interessant. In den Sommermonaten von Juli bis September erinnert das brasilianische Pantanal an eine weite Steppenlandschaft, während in der Winterzeit zwischen November und März zwei Drittel des Gebietes überschwemmt sind. Eine im Pantanal weit verbreitete Baumart ist der Canafistula, der eine Höhe von bis zu 20 Metern erreicht und mit seinen rosa- bis orangefarben Blüten zwischen Juli und Dezember für schöne Farbtupfer in der Landschaft sorgt. Daneben findet man im Pantanal unter anderem Feigenbäume und verschiedene Palmenarten.
Iguazu Wasserfälle
Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten Brasiliens zählt der Iguazu Nationalpark mit seinen über 270 Wasserfällen. Das schwüle Klima bietet ein optimales Klima für den subtropischen Regenwald, in dem unter anderem bis zu 40 Meter hohe Lorbeerbäume, Palmen, Steineibengewächse, Baumfarne und über 60 verschiedene Orchideenarten gedeihen.
Nationalpark Chapada Diamantina
Der rund 1.500 Quadratkilometer große Nationalpark Chapada Diamantina beherbergt eine der ursprünglichsten Landschaftsformen Südamerikas. Bei Wanderungen durch diese faszinierende Welt aus Tafelbergen, reißende Flüssen, Höhlen und Wasserfällen entdeckt man zahlreiche Kakteen, Bromeliengewächse und Orchideen.